Strömender Dauerregen auf der A2, ich bin auf dem Weg nach St. Andreasberg zum zweiten Astroworkshop mit Katja Seidel. Die Scheibenwischer spielen eine Synkope, die nicht so recht zu meinem Astro Soundtrack passen will. Stairway to Heaven, Fly me to the Moon, a Sky full of Stars, um nur die ersten Titel meiner Playlist zu nennen. Katja hat ein Alternativprogramm für den Fall vorbereitet, dass es mit dem Wetter nichts wird, also keine Panik.
Am nächsten Morgen treffe ich auf einige Wiederholungstäter, die ich bereits bei meinem ersten Workshop im Sternenpark Westhavelland kennenlernen durfte. Eine kleine Umfrage zeigt, dass so gut wie alle an einem der Anfängerkurse teilgenommen haben. Jetzt stehen also fortgeschrittene Techniken für die nächsten zwei Tage an und ich hoffe, ich bin dem neuen Stoff gewachsen. Astrofotografie ist ein Hobby, welches leider oft viele Gründe kennt, es nicht zu tun. Kälte, schlechtes Seeing, die Lichtverschmutzung in Münster, oder einfach nur die eigene Bequemlichkeit. Ich freue mich ganz besonders auf die neuen Themen Astronachführung und intensive digitale Nachbearbeitung. Endlich zwei Tage ohne jede Ablenkung, um sich einem Thema zu widmen und wo bei Bedarf jemand zur Seite steht, wenn ich einmal nicht weiterkommen sollte.
Wir sind die einzigen Gäste in der Bildungsstätte Internationales Haus Sonnenberg, wir haben unbegrenzt viel Platz auf dem Gelände, welches schön eingebettet in der Natur in direkter Nachbarschaft zu der Sternwarte St. Andreasberg liegt, die von uns aufgrund der aktuellen Umstände leider nicht besichtigt werden kann.
Es war zu erwarten, dass sich Katja zu 100 Prozent genau und sehr umfangreich vorbereiten würde. Sie möchte uns die Techniken Stacking, Composing, Panorama und Nachführung für die Motive Milchstraße und Deep Sky Objekte vermitteln. Ich war erstaunt, welche Kombinationsmöglichkeiten existieren und hielt es anfangs für einen nerdigen Scherz, eine Astronachführung mit einem Nodalpunkadapter zu kombinieren, um damit ein gestacktes Panorama zu erstellen. Alles klar? Because we can.
Zu meinem eigenen Erstaunen fühle ich mich stets sicher, wenn Katja intensiv die Möglichkeiten zur Nachbearbeitung in der digitalen Dunkelkammer erläutert. Starry Landscape Stacker, Astronomy Tools, Topaz Denoise sowie einige Photoshop Techniken. Es ist erstaunlich, dass sich dieselben PS Kniffe wie Luminanzmasken, Dodge & Burn und der Orton Effekt für solch unterschiedliche Motive wie Portrait, Landschaft und Astrofotografie eignen! PS ist eben ein universales Werkzeug.
Am Abend klart der Himmel auf und wir können tatsächlich unsere Astronachführungen aufbauen und ein wenig den Deep Sky Objekten nachstellen. Ich habe zum ersten Mal meine Skywatcher Montierung auf den Polarstern ausgerichtet und benötige hierfür wie auch für das Anvisieren des Andromeda Nebels Katjas Hilfe. Sie bleibt dabei ganz ruhig und hat meine Probleme in Windeseile gelöst. Ich muss offensichtlich noch viel mehr üben. Dieser Abend ist natürlich für uns alle ein Highlight, können wir uns endlich der Praxis widmen und uns dabei auch untereinander helfen und über unser Equipment austauschen.
Saturn und Jupiter erstrahlen im Süden, aber ganz besonders hat es mir der Mars angetan, der ein wenig später in strahlendem Rot aufgeht, er befindet sich derzeit in Opposition. Die Sicht auf den Sternenhimmel ist sehr ordentlich, das Band der Milchstrasse im Zenit gut zu erkennen.
Daheim angekommen habe ich mich sogleich an die Fotos gesetzt und mit Hilfe der digitalen Hilfsmittel entwickelt. Die Astronomy Tools haben es mir besonders angetan, diese umfangreiche Sammlung an Photoshop Aktionen hilft, viele Probleme zu lösen: Sterne kleiner machen und die Helligkeit von Deep Sky Objekten erhöhen, Farbstiche entfernen usw. Klasse!
Der Workshop war auf jeden Fall ein voller Erfolg! Wäre es möglich, buchte ich die Katja Seidel Workshop Flatrate und würde einfach auf den dritten Teil der Serie warten.